2019 waren in Deutschland im Durchschnitt 770.000 Stellen unbesetzt. Starke Wirtschaft, neue Technologien und die sogenannten New Jobs sind nur einige Faktoren, die dazu beitragen, dass eine Vielzahl von Vakanzen oft monatelang unbesetzt bleiben. Dabei lassen viele Recruiter*innen die Zielgruppe mit dem größten Potenzial bislang unbeachtet:
...die Spezies Homo Passivus!
Barbara Braehmer ist eine Expertin im Recruiting-Business. Sie unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Gruppen von Kandidatinnen und Kandidaten: den aktiven und passiven Kandidat*innen.
Aktive Kandidat*innen...
Sie bilden rund 17% der Arbeitnehmer*innen ab und sind, wie der Name schon sagt: selbst aktiv auf der Suche nach einem Job. Sie durchforsten Jobbörsen und reagieren auf Stellenanzeigen oder Personalmarketingkampagnen.
...vs. passive Kandidat*innen
Zu den passiven Kandidat*innen, alias Homo Passivus, gehören 83% der Arbeitnehmerschaft. Eine Zielgruppe, die am aktuellen Arbeitsmarkt ein großes Potenzial hat, aber bislang sehr wenig Aufmerksamkeit bekommt. Die Homo Passivus befinden sich in einem Arbeitsverhältnis und sind teilweise auch mit ihrem Job zufrieden. „Dennoch könnte es besser sein“ – ein Satz, der oft im Familien- und Freundeskreis gehört oder selbst gesagt wird. Daher stehen diese Kandidaten und Kandidatinnen neuen Herausforderungen und spannenden Jobangeboten offen gegenüber. Im Gegensatz zu aktiv Suchenden sind sie jedoch nicht empfänglich für Stellenanzeigen oder Jobbörsen.
Besonderheiten des Homo Passivus
Identifizieren lässt sich der Homo Passivus beispielsweise durch ein nützliches Feature auf der beruflichen Netzwerk-Plattform XING. Durch die Kategorie „Nicht auf Jobsuche, offen für Angebote“ gelangen passive Kandidat*innen bewusst in das Visier von Recruiter*innen und Head Hunter*innen. Per Kontaktanfrage oder Direktnachricht schreiben sie dann Auszüge der Stellenanzeige und hoffen so Kandidat*innen für ihre Vakanz gewinnen zu können. Doch so leicht lässt sich diese Spezies nicht beeindrucken.
In der Regel fruchtet dieses klassische Vorgehen nicht. Bei den Homo Passivus kommen andere Wünsche und Erwartungen von neuen Jobangeboten zum Tragen. Kandidat*innen die nicht Suchen, lauern nicht auf das nächste Jobangebot. Sie haben nicht den Druck einen neuen Job zu finden und somit auch nicht ihren aktualisierten Lebenslauf auf Tasche. Sie haben die freie Wahl am Arbeitsmarkt und interessieren sich nicht für jedes Angebot. Für eine erfolgreiche Jagd benötigt es ein zielgruppenspezifisches Instrument: eine „besondere“ Ansprache innerhalb des Territoriums.
Im zweiten Teil erklären wir, was es bei der Kandidatenansprache des Homo Passivus zu beachten gibt, um bei der Jagd erfolgreich zu sein.