Bunt, bunt, bunt sind die Recruiting-Blumenkleider
Dass es sinnvoll ist, sich beim Recruiting nicht nur auf eine HR-Maßnahme zu stützen, haben wir im ersten Teil unseres Beitrags erklärt. Nun geht es darum eine Auswahl an möglichen Maßnahmen vorzustellen. Mit unseren sogenannten Must-Have-Blumen:
- erreicht man die unterschiedlichen Zielgruppen,
- akquiriert potenzielle Bewerber*innen und
- erhöht die Chance den Mitarbeiterstamm zu erweitern.
Unsere Favoriten sind ein Mix aus crossmedialen Mitteln, die HR- und Marketing-Abteilungen zu großen Teilen eigenständig realisieren können. Da nicht jedes Unternehmen über die notwendigen Ressourcen oder das Know-How verfügt, haben wir bei den Maßnahmen Beispiele für externe Anbieter erweitert. Diese können mit ihrer Expertise mit Dienstleistungen oder konkreten Produkten den Recruiting- und Personalmarketing-Mix unterstützen und ergänzen.
Corporate Blog und Podcast
Beschreibung: Unternehmensblogs oder -podcasts sind keine klassischen Recruiting-Maßnahmen, sondern tragen in erster Linie zur Stärkung der Arbeitgebermarke bei. Sie zahlen jedoch positiv auf die Personalbeschaffung ein. Hinter Blog und Podcast verbirgt sich ein psychologischer Trick: Sprache transportiert Emotionen. Die Leser*innen bzw. Hörerschaft bekommt einen realen Einblick in die Unternehmenskultur und identifiziert sich mit den Werten des Unternehmens. So brennt sich eine authentische Marke in den Köpfen ein. Der Synergieeffekt fürs Recruiting entsteht dadurch, dass sich mit dem Konsumieren des Blogs oder Podcasts eine Beziehung zwischen Unternehmen und User entwickelt. Die potenziellen Kandidat*innen setzen sich mit dem Unternehmen auseinander und prüfen selbst, ob sie sich hier als Teil des Teams sehen könnten. Mit jedem neuen Content wird ein weiterer Baustein gelegt, um die Candidate Relationship zu stärken.
Best Case: der Corporate Blog oder Podcast begeistert die Konsument*innen so sehr, dass sie sich bei der Firma bewerben.
Das Potenzial von Blog und Podcast liegt auf der Hand. In Deutschland hören 34% der Menschen einen Podcast – Tendenz steigend. Die überwiegende Mehrheit der Blog- und Podcast-Nutzer*innen sind zwischen 14 und 49 Jahren jung. Also zum Großteil genau die Zielgruppe, die in der Regel erwerbsfähig ist und eine hohe Wechselbereitschaft mitbringt (Generation Y und Z). 2019 nutzten gerade einmal 8% der Unternehmen einen Corporate Blog.
Einsatz: Corporate Blog oder Corporate Podcast sind meist auf der Karriereseite zu finden. Da das die erste Anlaufstelle ist, bei der sich potenzielle Bewerber*innen über das Unternehmen informieren. Teils werden sie auch als eigenständiger Button in der Menüleiste der Webseite integriert. Daimler nutzte seinen Corporate Blog, um mit authentischen Stimmen reale Stories aus dem Unternehmensalltag zu erzählen. Nach jahrelanger Erfolgsgeschichte bekommt der Blog mit Stern ein Upgrade und wird zum mbpassionblog. Die Deutsche Telekom bedient sich gleich beider Instrumente und zeigt sich in ihrem Blog und Podcast transparent und nah.
Anbieter: Podcasts können u.a. über soundcloud oder spotify gestreamt werden. Ein weit verbreiteter WordPress-Hoster für professionelle Blogs ist webgo.
Data Driven Recruiting
Beschreibung: Der Big-Data-Trend macht auch vor HR nicht Halt und öffnet neue Türen. Er beschreibt Recruiting-Prozesse, die von Daten, Zahlen und Fakten statt von reinem Bauchgefühl bestimmt werden. Somit ermöglicht Data Driven Recruiting einen vollständig zielgruppenspezifischen und datengesteuerten Recruiting-Prozess. Sämtliche Schritte werden anhand von Daten, festgelegten Regeln und Statistiken überprüft und optimiert. Beispiele hierfür sind das CV-Screening oder Anzeigenschaltung. So werden Kosten gesenkt und die Effizienz gesteigert. Alle Entscheidungen, von der Personalplanung bis zur Einstellung im Unternehmen, werden datenbasiert und somit objektiv getroffen. Wichtige Kennzahlen hierfür sind:
- Cost per Hire
- Time to Hire
- Einstellungsquellen (Rekrutierungskanäle)
- Candidate Experience (Candidate Conversion-Rate, Bewerber-Feedback)
- Annahmequoten von Stellenangeboten
Einsatz: Die Einsatzgebiete von Data Driven Recruiting sind vielfältig. Schon länger findet es im (Personal-) Marketing Anwendung. Unter anderem Job-Ads werden mittels Software-Tools, wie SAP Successfactors oder SmartRecruiters, zielgruppenspezifisch an potenzielle Kandidat*innen ausgespielt. Dabei lernt die Software stets dazu und kann so einen optimalen Kanal-Mix u.a. auf Social Media erzielen. Bei der Bewerberkommunikation werden zum Teil „intelligente“ Chatbots eingesetzt, um einen möglichst schnellen und einfach Dialog herzustellen und erste Fragen seitens der Bewerber*innen zu beantworten.
Der Konzern Unilever nutzt beispielsweise KI und Algorithmen, um geeignete Kandidat*innen aus der Masse heraus zu identifizieren. Während diese Onlinespiele spielen, erkennt eine Software im Hintergrund verschiedene Muster und paart diese mit psychologischen Kriterien. Die Analyse zeigt dann, welche*r Kandidat*in am besten zum Unternehmen passt und lädt diesen für ein persönliches Kennenlernen ein. Kennzahlengetriebenes Recruiting reduziert Kosten und Zeit pro Bewerbung und erhöht gleichzeitig die Anzahl qualifizierter Bewerber*innen. Aufgrund der zielgerichteten Vorauswahl mit automatischer Überprüfung des Job-Personal-Fits, sparen insbesondere große Unternehmen nicht nur Zeit, sondern reduzieren auch Kosten:
- Für das Screening der Bewerbungsunterlagen ist weniger Aufwand notwendig.
- Es werden weniger Bewerberinterviews organisiert und durchgeführt.
- Die Anzahl mehrtägiger Assessment Center vor Ort wird minimiert.
Zwar sind die Entwicklungskosten hoch, aber rentieren sich langfristig. Je mehr Stellen zu besetzen sind und je größer die Bewerberzahl wird, desto deutlicher zeigt sich der Nutzen von Data Driven Recruiting.
Anbieter: Pymetrics bietet diese AC-Spielothek an und sortiert anhand von Algorithmen ungeeignete Kandidat*innen aus.
Noch steckt Data Driven Recruiting in den Kinderschuhen, aber deren Vorteile für das Recruiting und die Candidate Journey sind heute schon bekannt. Wie sich das Recruiting 4.0 in Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Coming Soon
Neben den beiden vorgestellten Recruiting- und Personalmarketing-Möglichkeiten haben wir noch drei weitere Maßnahmen genau unter die Lupe genommen. Diese stellen wir nächste Woche auf unseren whyapply-Blog vor.