Eine sinnstiftende Aufgabe ist eines der wertvollsten Kriterien bei der Wahl des richtigen Jobs geworden. Sieht die Arbeitnehmer*in einen Sinn im Beruf, profitiert auch der Arbeitgeber davon. Außerdem verrät der Artikel, wie Menschen mit dem IKIGAI-Modell den Sinn in ihrer Arbeit finden und definieren können.
Sinnlose Arbeit macht krank
Worin liegt der Sinn der eigenen Arbeitstätigkeit und was passiert, wenn man im eigenen Job keinen Sinn (mehr) sieht? In der Arbeitspsychologie ist bekannt, dass fehlende Sinnhaftigkeit bei der Arbeit die Arbeitnehmer*innen krank macht. Im Jahr 2019 sind erstmals psychische Erkrankungen an zweiter Stelle (11,9%) bei den Fehlzeiten von Erwerbstätigen als Grund der Erkrankung aufgelistet. Das ergab der Fehlzeiten-Report der AOK. Die Krankenkasse ist alarmiert, denn in den letzten rund 10 Jahren haben die Fehltage aufgrund dessen um 67,5% zugenommen.
Aber auch körperlich bedingte Erkrankungen sind bei Arbeitnehmer*innen, die ihre beruflichen Aufgaben als sinnstiftend empfinden, seltener. Nur ein Drittel von ihnen geben an unter körperlichen Schmerzen oder Erschöpfung zu leiden. Im Vergleich zu Beschäftigten, die ihre Arbeit als weniger sinnstiftend einschätzen, zeigen sich die gesundheitlichen Auswirkungen besonders drastisch. Hier klagen mehr als die Hälfte unter anderem über Rücken- und Gelenkbeschwerden (54%).
Das bedeutet für Arbeitgeber und im Speziellen für HR:
Menschen, die einen Sinn in ihrer Arbeit sehen, leben deutlich gesünder und sind im Job zufriedener. Die Studie „Human Capital Trends 2020“ hat herausgefunden, dass Arbeitnehmende, die sich stärker dem Unternehmen zugehörig fühlen und gemeinsam mit dem Team ein höheres Ziel verfolgen, die Gesamtleistung der Firma immens verbessern. Geistiges und körperliches Wohlbefinden sind damit wichtige Faktoren sowohl für das Individuum als auch für das ganze Unternehmen.
Arbeitszufriedenheit und -leistung dank sinnhafter Aufgaben steigern
Neben der Gesundheit sind die Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit weitere Vehikel, die für Sinnhaftigkeit im Beruf sprechen. Eine XING Studie fand heraus, dass 27% der Arbeitnehmer*innen ihre Aufgabe im Job als wenig sinnstiftend empfinden. Dass darunter die Arbeitszufriedenheit massiv leidet, belegt die Purpose-Studie von Kienbaum. Hier geben 75% der Befragten an, dass die Sinnhaftigkeit der Aufgabe bei der Arbeit in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeitszufriedenheit steht.
Sweet Spot Purpose
Hier treffen zwei Systeme aufeinander (Individuum vs. Arbeitgeber). Zum einem geht es um den individuellen Purpose einer Person und zum anderen um den Corporate Purpose. Beide Seiten verfolgen einen Sinn in ihrem Handeln. Je größer die Schnittmenge (= geteilter Purpose) dabei ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Arbeitnehmer*innen in einem Betrieb zufrieden sind. Gleichzeitig steigt dadurch die Produktivität der Mitarbeitenden und trägt somit zum Unternehmenserfolg bei.
Doch es gibt einen Knackpunkt, denn oftmals wird Purpose mit Passion, also der Leidenschaft, verwechselt. Passion wird eher in dem Kontext „Freizeit“ verordnet, sodass diese Tätigkeit in der Regel für einen selbst relevant ist. Wohingegen der Purpose hier im beruflichen Kontext einzuordnen ist und damit einen Sinn in der eigenen Arbeit für einen selbst und auch für andere meint.
Eine Untersuchung der Harvard Universität besagt, dass, um die Arbeitsleistung zu steigern, die Passion einer Person wenig zielführend ist. Macht eine Person nur die Aufgaben, die ihr Spaß macht, beläuft sich der Anstieg ihrer Leistung auf 20%. Erst wenn der Mensch einen höheren Sinn in seiner Arbeit verfolgt, steigt seine Leistung um erstaunliche 64%. Kombiniert man nun beide Bereiche, Passion und Purpose, kann somit die Arbeitsleistung um über 80% ansteigen. Diese Erkenntnis der amerikanischen Untersuchung beweist, welche Relevanz der Sinn einer Arbeit auf die Leistung einer Person im Unternehmen einnimmt.
Purpose mit dem IKIGAI-Modell bestimmen
Ein japanisches Modell beschäftigt sich damit, was im Leben lebenswert ist (iki = Leben; gai = Wert). Das IKIGAI-Modell eignet sich demzufolge dafür, nach dem Sinn im Leben zu fragen und danach zu forschen. Grundsätzlich gibt es vier Säulen: Passion, Mission, Profession und Berufung. Die Schnittmenge dessen macht das IKIGAI aus – im Idealfall überschneiden sich alle vier Bereiche, ansonsten entstehen Lücken, die zu Unzufriedenheit führen können.
Passion - Du liebst es
Passion ist die Leidenschaft, die ein Mensch für eine bestimmte Sache aufbringt. Im Beruf kann dies zum Beispiel bei einer Grafiker*in, das Designen von Print- und Online-Medien sein. Sie liebt es verschiedene Schriftarten, Farben und weitere Design-Elemente auszuprobieren und perfekt in Szene zu setzen.
Mission - Die Welt braucht es
Die Mission der Grafiker*in zeigt sich in ihrem Gespür für Design. Beispielsweise hilft ihr Können einem Unternehmen darin, die Karriereseite bewerberfreundlicher zu gestalten. Mit Hilfe verschiedener UX-Elemente optimiert sie die Candidate Expierence, indem unter anderem der Bewerbungsprozess intuitiver entwickelt oder optische Features integriert werden, damit sich die Kandidat*in besser zurechtfindet. Das ist nur ein paar Beispiele wie die Grafiker*in beweist, dass ihre Fähigkeiten anderen helfen und die Welt sie braucht.
Berufung - Du bist großartig darin
Unter dem Gesichtspunkt der Berufung stellt sich die Grafiker*in die Frage, worin sie gut ist. Ihre Stärke liegt unter anderem in der Umsetzung „kryptischer Ideen“. Das heißt sie bekommt aus dem Team eine grobe Vorlage, wie eine Grafik für einen Blogartikel aussehen soll. Auf Basis eines Worddokuments, zusammengestellt aus einfachen Formen oder Cliparts – ohne Rücksicht auf Farbe, Schrift etc. zu nehmen, erstellt die Grafiker*in daraus eine 1A-Grafik. Diese ist nicht nur im passenden CI/CD, sondern unterstützt in erster Linie, das Geschriebene zu veranschaulichen und die Informationen für die Leser*in optisch darzustellen. Dabei übertrifft die Grafiker*in bei weitem die Erwartungen jedes Mal aufs Neue, was sie aus einer amateurhaften Skizze zaubern kann.
Profession - Du wirst dafür bezahlt
Profession meint hier den Beruf, der als Einnahmequelle dient. Das heißt, die Grafiker*in übt ihre Tätigkeit aus und wird dafür bezahlt. Das ist die letzte Komponente des IKIGAI-Modells, die dadurch erfüllt wird. Folglich hätte die Grafiker*in eine höhe Übereinstimmung zwischen den einzelnen Gebieten, wodurch sie nicht nur die Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit sieht, sondern aufgrund ihrer Arbeitszufriedenheit auch eine hohe Leistung für ihren Arbeitgeber erzielt.
Unsere Learnings
- Fehlende Sinnhaftigkeit während der Arbeit führt zu Unzufriedenheit. Dadurch wird auch die Leistung negativ beeinflusst.
- Das IKIGAI-Modell dient als Orientierung, um zu erkennen, ob die auszuführende Tätigkeit einen umfassenden Zweck erfüllt.
- Sind eine oder mehrere Komponenten nicht ausreichend vertreten, können diese durch die anderen Bestandteile des IKIGAI zum Teil kompensiert werden. Die Lücke sollte jedoch nicht zu groß werden.
- Auch die Übererfüllung einer Säule kann nicht zwangsläufig die anderen auf Dauer ausgleichen.