Im Interview mit Eva Stock
Michael: Guten Morgen alle zusammen und herzlich Willkommen bei unseren Morgenprogramm “Wake up, HR”. Heute mit einem nicht unbekannten Gast und ich freue mich sehr, dass wir uns wiedersehen, liebe Eva.
Für alle, die Eva Stock nicht kennen (falls das irgendwie möglich ist): Eva ist in vielen HR-Bereichen unterwegs, ob als Bloggerin, Autorin oder in leitender Position bei Jobufo, und setzt sich besonders gegen Rassismus ein. Man könnte sagen, dass kein Weg in unserer Branche an ihr vorbeiführt.
Michael: Jetzt kennen wir beide ja auch die Vertriebssicht und was wir aus dem Alltag mitbekommen: Die vermeintliche Bedrohung setzt sich nicht in Aktion um. Das heißt, im Recruiting scheint das Problem nicht dem notwendigen Aktionismus gerecht zu werden. Siehst du das auch so?
Michael: Absolut. Dennoch wird man im Dienstleistungsbereich an einer einzigen Währung gemessen – nämlich die Anzahl der Bewerbungen. Das heißt, es wird nur das Ende des Funnels betrachtet und alles davor wird außer Acht gelassen. Aber warum die Klicks auf die Stellenanzeige vielleicht zu keiner Bewerbung führen, kann ja auch ein essenzieller Indikator sein, um den Recruiting-Prozess zu überdenken.
Eva: Ja, das sehe ich auch so. Ich habe dazu ein passendes Zitat: “Ich brauche nur fünf Bewerbungen, weil dann laden wir drei Leute ein und einer wird´s dann schon. Die anderen Bewerbungen guck ich mir dann gar nicht mehr an.” Das ist nicht die Regel, aber das Problem ist natürlich: Woran werde ich (auch als HRler*in) gemessen und was fragt mich meine Chef*in im Recruiting? Oft ist die Frage nur, weshalb die Vakanz noch nicht besetzt ist und ob man schon alles getan hätte.
Eva: Was ich bei Kundenberatungen oft merke, ist, dass es auch häufig an der Stellenanzeige liegt. Wenn die “schlecht” ist, bringt es auch nichts, wenn ich die dann auf Instagram ausspiele. Das ist ein wichtiger Punkt und der zweite ist, dass man sich mit dem Medium beschäftigen muss und ein gewisses Interesse dafür hat. Es bringt nichts, wenn man alte Inhalte einfach nur in ein neues Format packt, sondern es muss zur jeweiligen Zielgruppe und dem Kanal passen.
Michael: Da bin ich ganz bei dir. Man darf aber auch hier nicht nur die “Währung” Bewerbung sehen. Denn der Entscheidungsprozess, sich bei einem anderen Arbeitgeber zu bewerben, ist so komplex und passiert nicht von heute auf morgen. Ich will damit sagen, dass eine Anzeige allein nicht ausreichen wird oder keine Garantie für eben diese Währung ist. Drei Follower*innen mehr für den Unternehmensaccount haben ja auch einen bestimmten Wert – auch wenn diese nicht sofort in eine Aktion – in Form einer Bewerbung – fließen.
Eva: Ja, genau das macht ja die ewige Diskussion aus. Es kann nicht immer ein direkter Outcome entstehen, sondern es muss auch wachsen und passieren können. Ich muss den Bewerber*innen, die ich gerne hätte, auch etwas anbieten und nicht voraussetzen, dass wenn ich bei 1000 Follower*innen eine Stellenanzeige poste, sich auch mindestens drei Menschen bewerben. Ne, warum auch?
Es gehört natürlich auch wenig Glück dazu, dass, wenn du ausspielst, sich gerade jemand in diesem Moment für genau diese Stelle interessiert.
Michael: Was bleibt uns als Schlusswort? Ein “Mehr muss sein” oder ein “Weniger machen bleibt keine Option”? Wie kann HR hier vorgehen?
Auf unserem YouTube-Kanal haben wir das gesamte Live-Interview aufgezeichnet:
Viel Spaß beim Anschauen!
Kleiner Teaser: Das nächste Live-Interview findet am 26.Oktober 2021 um 8 Uhr mit Philipp Seegers von CASE auf unseren YouTube-Kanal statt!